„Kaufe dort, wo du wohnst“, lautet ein Ratschlag, den viele deutsche Onlinehändler:innen sich anscheinend gerne zu Herzen nehmen. Denn laut dem Datendienst Statista ist das deutsche Shopsystem Shopware 6 bei uns klarer Marktführer. Shopify dagegen muss sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.
Allerdings heißt es auch: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Shopware 6 gilt als komplexes Tech-Profisystem, und lange Zeit wurde der Onlinehandel vor allem von umsatzstarken Großunternehmen dominiert. Doch das war bekanntlich einmal. Inzwischen drängen immer mehr Anbietende und Nischenhändler:innen mit einzigartigen Produktideen und neuen Konzepten auf den Markt. Vielleicht gehörst du auch dazu.
Deshalb stellt sich die große Frage: Was ist für ein KMU tatsächlich besser geeignet, Shopware 6 oder Shopify? Wir ziehen einen offenen Vergleich und gehen auf die wichtigsten Knackpunkte ein.
Die deutliche problematischere Geschichte an ausgelagertem oder gar eigenem Hosting ist, dass es nicht mit skaliert. Wenn du also durch einen TV-Auftritt bei Die Höhle der Löwen oder durch Influencer-Marketing Traffic-Spitzen verzeichnest und es versäumt hast, dein Hosting entsprechend anzupassen, bricht der Shop zusammen. Futsch sind die möglichen Umsätze und das Geld für die Marketing-Maßnahmen gleich mit. Seit einiger Zeit bietet Shopware allerdings auch einen Cloud-Dienst an, der in drei Preisklassen daherkommt: Die Starter Edition kostet keine feste Gebühr, allerdings werden drei Prozent Umsatzprovision fällig. Die Advanced Edition kostet 29 Euro pro Monat bei 1,5 Prozent Umsatzprovision, für die Professional Edition werden 199 pro Monat bei 0,5 Prozent Provision berechnet.
Der größte Vorteil von Shopify Payments ist dabei, dass das System vollständig in das Dashboard deines Shops integriert ist. Für dich heißt das: Alle Zahlungsangelegenheiten kannst du an einem Ort verwalten und musst nicht bei jedem Zahlungsanbieter ein separates Konto anlegen.
Shopware 6 bietet ebenfalls einen zentralen Service für Transaktionsgebühren aka. Umsatzprovision an, wenn du dich an ihren Hosting-Optionen bedienst. Du kannst dein Hosting aber auch selbst in die Hand nehmen. Hierbei entscheidest du, welche Zahlungsanbieter du am Check-out zur Verfügung stellst und musst dort jeweils ein eigenes Konto anlegen sowie die veranschlagten Gebühren entrichten. PayPal verlangt zum Beispiel 2,49 Prozent plus 0,35 Euro für jede Bestellung, bei Amazon Pay sind es 1,9 Prozent zuzüglich 0,35 Euro.
Wenn du dir die SaaS-Cloud-Lösung von Shopware 6 anschaust, wirst du feststellen, dass hier zwar die Gebühren für das Hosting entfallen, du allerdings 3 % Umsatzprovision in der Starter-Edition an Shopware abdrücken musst. Wählst du das Paket Advanced, sind es monatliche 29 € plus 3 % Umsatzprovision. In der Professional Edition zahlst du für die Cloud 199 € im Monat sowie 0,5 % Umsatzprovision.
Oft heißt es, Shopify fehle es an Lösungen out of the box, die durch die Installation von Apps einzeln und meist kostenpflichtig ergänzt werden müssen. Shopware 6, so die Stimmen weiter, habe von Haus aus deutlich mehr zu bieten.
Stimmt tatsächlich. Dazu allerdings die folgenden Gedanken:
Eine App in Shopify zu installieren ist meistens genauso einfach wie auf dem Smartphone. Auch die Kosten sind in der Regel überschaubar: Häufig wird eine Gebühr erst fällig, wenn du die Funktion der App mehr als einige hundertmal im Monat nutzt. Ganz nach dem Motto: Der erste Drink geht aufs Haus.
Das ist allerdings nur der Anfang, denn vor allem erlaubt dir die gewaltige Auswahl an Apps eine unglaubliche Flexibilität. Beispiel gefällig?
So bringt Shopify bereits eine Funktion zur Rechnungserstellung mit. Allerdings ist ihr Funktionsumfang vielen Nutzer:innen zu eingeschränkt; insbesondere der Multi-Channel-Handel wird nicht unterstützt. Aber das ist kein wirkliches Problem:
Im App-Store wartet Billbee auf dich. Kurz installiert und das Dashboard wird um etliche Funktionen erweitert - darunter natürlich auch die automatisierte Erstellung von Rechnungen für den Multi-Channel-Handel.
Das passt nicht zu deinem Unternehmen? Dann stehen rund 30 Alternativen für dich bereit. Mindestens eine davon wird genau das bieten, was du suchst und brauchst. Und falls nicht, ist das auch kein Weltuntergang. Denn was es nicht gibt, kann programmiert werden. Häufig reicht eine freundliche Nachfrage bei den App-Anbietern, und du bekommst deinen Sonderwunsch gratis geliefert.
Shopware 6 dagegen bringt zwar jede Menge Onboard-Lösungen mit, allerdings schlägt sich dieser Umstand auch im Preis nieder. Außerdem läufst du immer Gefahr, dass du einen Großteil der Features zunächst gar nicht benötigst, aber trotzdem dafür bezahlst.
Obendrein ist die Auswahl an Apps deutlich kleiner. Zwar stößt du auch hier auf große Namen wie Billbee, Alternativen suchst du allerdings meist vergeblich. Andere Apps rund um das Thema Rechnungserstellung bringen nur rudimentäre Einzelfunktionen wie einen zusätzlichen Skontohinweis auf der Rechnung oder die Möglichkeit, die Kundenadresse um eine Telefonnummer zu ergänzen. Es fehlt das Dazwischen.
Theoretisch ist es zwar möglich, die Open-Source-Software um jede noch so ausgefallene Idee zu erweitern, aber das wiederum setzt fundierte IT-Kenntnisse voraus.
Echte Flexibilität geht anders. Entweder, du arbeitest mit dem, was Shopware 6 bereits mitbringt oder du gehst in die Vollen und kaufst dir noch mehr Funktionen ein, die du wahrscheinlich gar nicht brauchst.
Die Kontrahenten: Wer sind Shopify und Shopware 6?
Bevor wir richtig loslegen, gehört es sich, unsere Kandidaten kurz vorzustellen: Shopify ist eine cloudbasierte E-Commerce-Plattform aus Kanada. Seit seinem Release 2006 hat Shopify sich zu einem der weltweit wichtigsten Anbieter für Webshop-Lösungen gemausert. Inzwischen findest du in 175 Ländern auf dem ganzen Globus Shopify-Shops; darunter etablierte Marken wie Tesla und Red Bull, aber auch aufstrebende Brands wie SNOCKS oder distorted people. Shopify ist vor allem wegen seiner einfachen Handhabung beliebt. Dank Drag-and-drop können sich auch Einsteiger:innen ihren individuellen Shop zusammenklicken. Gleichzeitig erlaubt die Software erfahrenen Anwender:innen tiefgreifende Anpassungen im Backend. Vor allem im Profi-Angebot Shopify Plus lassen sich so reichlich IT-Zaubereien umsetzen.
Guide-Tipp: Wechsel zu Shopify
Shopware kommt aus Deutschland und operiert auf einer offenen MIT-Lizenz. Das bedeutet, der Quellcode liegt vollständig offen. Das macht Shopware nicht nur besonders sicher - schließlich können Programmierende genau sehen, wo auf welche Daten zugegriffen wird - vor allem erlaubt es alle nur denkbaren Anpassungen.
Deshalb gilt Shopware auch als besonders mächtig und eignet sich gleichermaßen für den B2C- wie für den B2B-Bereich. Kein Wunder also, dass große Marken wie Thyssenkrupp, Philips oder Borussia Dortmund zum Kundenstamm zählen. Einsteiger:innen sind mit den zahlreichen Möglichkeiten mitunter allerdings überfordert.
Unerwähnt darf auch nicht bleiben, dass der Support für die Version Shopware 5 ab Juli 2024 komplett eingestellt wird. Von da an wird nur noch die aktuelle Version Shopware 6 unterstützt. Ein einfaches Upgrade ist aufgrund der stark unterschiedlichen Struktur der Systeme leider nicht möglich.
Aber jetzt genug der einführenden Worte. Wir gehen ans Eingemachte:
Punkt #1: Die versteckte Kosten-Frage
Gewinn ist für ein Unternehmen bekanntlich besonders wichtig und daher auch unser erster Vergleichspunkt. Denn wer wachsen will, braucht freies Kapital und von irgendwas musst du schließlich auch leben. Blöd also, wenn ein Großteil des Umsatzes von den Kosten für dein Shopsystem aufgefressen wird. Auf den ersten Blick ist Shopify sehr transparent, was die Gebühren betrifft, Shopware zumindest semitransparent. Shopify gibt es in vier Plänen: Basic für 36 Euro pro Monat, Shopify für 105 Euro pro Monat, Advanced für 384 Euro pro Monat und Shopify Plus ab 2.000 US-Dollar pro Monat. Shopware 6 wiederum startet mit der kostenlosen Community Edition. Danach folgt der Tarif Rise ab 600 Euro pro Monat. Die Preise für Evolve und Beyond richten sich nach dem Gross Merchandise Value eines Shops.
Lesetipp: Shopware zieht die Preise an
Aber mit den Basiskosten ist es selten getan. Bedacht werden wollen auch folgende versteckten Kostenfallen.
Hosting
Dein Shop benötigt einen Platz im Web, muss also auf einem Server gehostet werden. Shopify ist eine reine Cloud-Lösung. Dein Store liegt also auf den Servern des Unternehmens und du nutzt ihn aus der Ferne. Die Gebühr für das Hosting ist in deiner Monatspauschale inbegriffen. Shopware funktionierte bislang ausschließlich als On-Premise-Lösung, setzt also einen eigenen Server oder einen entsprechenden Dienstleister voraus. Eine Domain (deine Webadresse) und das Hosting durch einen Dienstleister schlagen mit circa 120 Euro pro Jahr zu Buche. Ein eigener Server im Keller ist natürlich deutlich teurer.Die deutliche problematischere Geschichte an ausgelagertem oder gar eigenem Hosting ist, dass es nicht mit skaliert. Wenn du also durch einen TV-Auftritt bei Die Höhle der Löwen oder durch Influencer-Marketing Traffic-Spitzen verzeichnest und es versäumt hast, dein Hosting entsprechend anzupassen, bricht der Shop zusammen. Futsch sind die möglichen Umsätze und das Geld für die Marketing-Maßnahmen gleich mit. Seit einiger Zeit bietet Shopware allerdings auch einen Cloud-Dienst an, der in drei Preisklassen daherkommt: Die Starter Edition kostet keine feste Gebühr, allerdings werden drei Prozent Umsatzprovision fällig. Die Advanced Edition kostet 29 Euro pro Monat bei 1,5 Prozent Umsatzprovision, für die Professional Edition werden 199 pro Monat bei 0,5 Prozent Provision berechnet.
Transaktionsgebühren
Eine Transaktionsgebühr wird bei jedem Verkauf an den gewählten Zahlungsdienstleister fällig. Denn die bieten ihre Dienste nicht an, weil sie so nett sind, sondern um damit Geld zu verdienen. Bei Shopify richtet sich die Höhe der Transaktionsgebühren vor allem danach, ob du den Dienst Shopify Payments nutzt oder nicht. Je nach dem von dir gewählten Plan steht dann folgender Obolus an:Basic | Shopify | Advanced | |
Online-Kreditkartengebühren | 2,4 % + 0,25 € | 2,1 % + 0,25 € | 1,8 % + 0,25 € |
Sofort-Gebühren | 1,4 % + 0,25 € | 1,4 % + 0,25 € | 1,4 % + 0,25 € |
Gebühren für Klarna Rechnung | 2,99 % + 0,35 € | 2,99 % + 0,35 € | 2,99 % + 0,35 € |
iDEAL-Gebühren | 2,4 % + 0,25 € | 2,1 % + 0,25 € | 1,8 % + 0,25 € |
EPS-Gebühren (Österreich) | 2,4 % + 0,25 € | 2,1 % + 0,25 € | 1,8 % + 0,25 € |
Transaktionsgebühr, wenn nicht Shopify Payments verwendet wird | 2,0 % | 1,0 % | 0,5 % |
Entwicklung
Unter Entwicklungskosten fallen sämtliche Ausgaben, die entstehen, wenn du eine Agentur mit dem Bau und der Pflege deines Shops beauftragst. Hier konkrete Zahlen zu nennen, ist natürlich nicht möglich. Es gibt Werbeklitschen, die dir für 50 Euro etwas zusammenzimmern, das bei guten Lichtverhältnissen an eine Webseite erinnert und Edelagenturen, die für den Begrüßungskaffee bereits 15.000 Euro verlangen. An dieser Stelle daher nur so viel: Shopify funktioniert nach dem Baukastenprinzip. Damit kann selbst ein 16-Jähriger, dessen gesamte IT-Erfahrung aus dem Installieren von Minecraft-Mods besteht, einen funktionsfähigen Shop basteln. Das haben wir selbst bereits beobachten können. Erst für echte Eingriffe in die Funktionalität eines Stores oder ein Design jenseits der tausenden Themes ist Fachwissen eine Voraussetzung. Und dann kann das Fachwissen sehr viel individualisieren, falls gewünscht. Shopware 6 wiederum ist von Haus aus sehr mächtig und kommt mit einer Vielzahl an Funktionen daher. Das macht es für Profis zwar attraktiv, denn sie können an wirklich jedem Schräubchen drehen. Einsteiger*innen allerdings fühlen sich schnell erschlagen. Hier brauchst du also wahrscheinlich immer die Hilfe von Experten.Fazit: Shopware 6 vs. Shopify - Letzter Preis?
Bei den Kosten hat Shopify die Nase vorn. Zunächst ist die Grundgebühr deutlich günstiger als bei Shopware 6 – es sei denn, du verzichtest auf jeden Support und entscheidest dich für die Community Edition. Und auch bei möglichen Zusatzkosten sind die Kanadier transparenter und komfortabler.Punkt #2: Die berüchtigte DSGVO
Datenschutz in Europa ist streng und in den dunkelsten Ecken des Kontinents lauern fiese Abmahnanwälte, die nur darauf warten, einem Shop bei etwaigen Verstößen den Garaus zu machen. Wie also schlagen sich unsere beiden Shopsysteme in Hinblick auf DSGVO? Shopify bezeichnet sich selbst als DSGVO-konform und belegt dies auch durch offizielle Statements. Für den rechtskonformen Datenschutzhinweis und normgerechte Cookies existieren zwar Apps, allerdings funktioniert das System, nach wie vor, vollständig cloudbasiert. Das bedeutet, dass es bei hohem Traffic auf einer Webseite automatisch weitere Rechenkapazität auf seinen Servern freigibt – und die stehen leider nicht immer in Europa. Zwar bemüht sich das Unternehmen für europäische Shops, wann immer möglich, ausschließlich europäische Server zu verwenden, garantieren kann es den Standort allerdings nicht. Shopware 6 setzt für seine eigene Cloud dagegen vollständig auf Server, die auf deutschem Grund und Boden stehen. Rechtsverletzungen sind hier eher ausgeschlossen. Außer natürlich, du hostest deinen Shop auf deinem eigenen Server und der steht in Pjöngjang.Fazit: Shopware 6 vs. Shopify - Daten gesichert?
Berichte über Datenschutzverstöße seitens Shopify sind selten, aber es gibt sie. Wenn du also wirklich Angst vor Abmahnungen hast und zu 100 Prozent sichergehen möchtest, setzt du auf die deutsche Lösung. Dieser Punkt geht an Shopware.Punkt #3: Funktionen per App vs. Onboard-Lösungen
