Was war das nur für ein Sommer? Fußball-EM im eigenen Land, mit einer Nationalmannschaft, die endlich wieder überzeugen konnte und nur gegen den späteren Meister knapp verloren hat. Dann die Olympischen Spiele und die Paralympics mit ihren einzigartigen Bildern und großen Momenten.
Außerdem sind uns längere Hitzeperioden und größere Katastrophen erspart geblieben, die Eispreise stiegen nur moderat und der letzte Marvel-Film war endlich wieder gut. Gab es sonst noch etwas?
Ach ja, am 24. Juni 2024 fand die Shopify Summer Edition statt. Die war natürlich auch interessant. Mit leichter Verspätung präsentieren wir die Highlights des Events und verraten, auf welche spannenden Neuerungen im Shopify-Kosmos du dich freuen kannst.
Up to Date bleiben: Was sind die Shopify Editions?
Falls du gerade ein wenig ratlos auf deinen Bildschirm starrst, weil du das Event gar nicht kennst:
Die Shopify Editions sind eine digitale Veranstaltung, auf der die Macher:innen unseres liebsten Shopsystem alles präsentieren, was mit aktuellen Entwicklungen rund um die Plattform zu tun hat – einmal im Sommer, einmal im Winter.
Dabei kann es sich um Funktionen und Tools handeln, die in den vergangenen sechs Monaten implementiert wurden oder um geplante Neuerungen, die erst noch ausgerollt werden. Die Liste der präsentierten Features ist meist ellenlang. Denn – Abonnent:innen des Changelogs wissen es – Shopify bringt so gut wie jeden Tag zwei, drei kleine Neuerungen und Verbesserungen raus.
Von Interesse sind die Editions somit für alle, die in irgendeiner Form mit dem Shopsystem arbeiten: Händler:innen und Unternehmen an vorderster Front, aber auch die Menschen, die hinter den Kulissen werkeln. Sprich: Agenturen, Tekkies oder Designer:innen.
Mit kritischem Blick: Die Highlights der Shopify Summer Edition 2024
Also, was gibt’s Neues in Shopify-Land? Bevor wir mit dem Überblick starten, ein kleiner Hinweis:
Natürlich sind die Shopify Editions auch eine Marketingveranstaltung. Das ein oder andere Feature wird reichlich aufgebläht, manch eine Formulierung ist nebulöses Sales-Sprech. Es wäre also ziemlich blauäugig, alles einfach nachzuplappern.
Deshalb präsentieren wir, was uns selbst begeistert und geben an anderer Stelle kritisches Feedback. Deine Zeit ist kostbar, wir wollen dich anständig informieren. Und damit starten wir durch:
#1 Total International: Shopify Markets
Der globale Vertrieb war DAS zentrale Thema der diesjährigen Summer Editions. Wirklich überrascht hat das vermutlich niemanden, denn an ihren Internationalisierungsfunktionen basteln die Kanadier:innen schon seit Längerem.
Äußerst erfolgreich, möchten wir sagen. Denn das, was unter dem Label Shopify Markets inzwischen entstanden ist, haut einen aus den Socken: Internationalisierung mit Shopify funktioniert via Markets so einfach und intuitiv, dass wir uns echt fragen müssen, wieso das nicht schon immer so gehandhabt wurde.
Denn zunächst verwaltest du sämtliche Vorgänge bequem aus deiner zentralen Shopify-Schaltzentrale. Es gibt keine unterschiedlichen Dashboards für deine verschiedenen Shops, Lager oder Produzenten – alles ist an einem Ort gebündelt, wird übersichtlich dargestellt und lässt sich mit ein paar Klicks organisieren und verwalten.
So behalten selbst Enterprises die Kontrolle, ohne für jeden neuen Markt gleich eine eigene Abteilung aus dem Boden stampfen zu müssen. Das glaubst du nicht? Dann wirf gerne einen Blick in unsere Case Study zu TITUS und lies nach, was CEO Julius Dittmann zum Thema Internationalisierung mit Shopify sagt.
Interessant ist das System aber auch für alle Händler:innen, die gerade ihre ersten Schritte über die Grenze wagen. Denn nach wie vor, es ist vollkommen intuitiv. Du legst einfach einen weiteren Shop fürs Ausland oder einen nationalen Markt an und hast ab da alle Zügel in der Hand: Preise, Varianten und Präsentation lassen sich bis runter zur Artikelebene individuell einstellen. Genauso flexibel ist dein Theme: ein anderes Banner für den Shop in Polen? Kein Problem. Zölle, Steuern und Währungen berechnet Markets für dich automatisch.
Deshalb der Lesetipp: Internationalisierung mit Shopify geht ganz easy
Noch sind in Deutschland nicht alle Funktionen ausgerollt. Bis zum vollständigen Release kann es aber nicht mehr allzu lange dauern. Wir halten dich auf dem Laufenden.
#2 Endlich anpassbar: Der Shopify Checkout
Ein weiteres Highlight ist die Einführung der Checkout Extensibility zur Modifizierung des Kassenbereichs eines Shops. Denn grob gesagt waren Anpassungen am Checkout bislang nur im Profitarif Shopify Plus möglich – und dann auch nur unter Einsatz fundierter Programmierkenntnisse.
Seit ein paar Monaten ist das anders: Die alte Datei checkout.liquid, in der Programmierende bislang ihre Magie wirken ließen, existiert nicht mehr. Dafür gibt es jetzt eine API, über die sich Veränderungen am Checkout via Apps realisieren lassen.
Für die meisten Händler:innen ist das natürlich eine prima Sache. Du willst an der Kasse neue Adressfelder einfügen? Auf der Thankyou-Page Cross-Selling betreiben? DHL-Packstationen nativ integrieren? Für all das gibt es jetzt eine App.
Ein wenig ärgern dürften sich dagegen alle Coder:innen, denn viele ihrer alten Tricks sind nun hinfällig und funktionieren nicht mehr. Zwar lässt sich manche Anpassung auch weiterhin ohne App vornehmen, allerdings erfordert das jetzt deutlich mehr Arbeit. Aber hey: Keine Arbeit haben, ist auch schlecht.
Daher unbedingt lesen: Shopify Extensibility – Alle Änderungen im Detail
# 3 Mehr Features? Shopify Analytics
Eine weitere große Ankündigung der Summer Edition 2024 war die Überarbeitung von Shopify Analytics. Das System soll „flexibler“ werden.
Ob es wirklich der große Wurf ist, dass sich Fenster mit unterschiedlichen Metriken zukünftig verschieben und in der Größe anpassen lassen, sei einmal dahingestellt. Interessanter klingt da schon die Möglichkeit, Reports bald um weitere Variablen und Daten erweitern zu können.
Insgesamt blieb Shopify bei diesem Thema allerdings vage und konnte nichts zeigen, das für ein großes Wow gesorgt hätte. Unsere Prognose lautet daher: Profis vertrauen in Zukunft für ihre Analysearbeit weiterhin auf Third-Party-Tools.
Lesetipp: Ziel deiner Analyse ist meist die Conversion Rate Optimierung – so geht’s
#4 Für Bastler:innen: Neue Style-Einstellungen
Auch im Bereich Theme-Erstellung und im Theme-Editor tut sich was. Oder vielmehr: Hat sich etwas getan. Denn, dass ein Block-Element innerhalb eines Themes weitere Blöcke enthalten kann, ist bereits seit über einem halben Jahr möglich.
Ebenso sollen Themes in Bälde weniger starr werden. So werden User:innen zukünftig etwa die Anzahl der Elemente in einem Slider selbst bestimmen, die Bilder einer Galerie nach ihrem Gutdünken frei anordnen oder die Logik von Schaltflächen ändern können.
Profis wissen natürlich, dass all dies bereits möglich ist. Was hier angekündigt wurde, sind also eher Quality-of-Live-Änderungen für Nichtcoder:innen. Auch ganz ohne Programmierkenntnisse kann der eigene Shop so ein wenig stärker an die eigenen Vorstellungen angepasst werden. Für wirklich krasse Individualisierungen ganz ohne Programmierarbeit werden die geplanten Änderungen unserer Meinung nach allerdings nicht ausreichen.
Lesetipp: Welches Shopify-Theme ist das beste? Wir helfen dir bei der Auswahl
#5 Aufgeräumt: Produktattribute und -tags per KI
Natürlich darf auch die KI nicht fehlen. Ohne das Buzzword geht gerade gar nichts mehr. Ob Kund:innen sich wirklich über die Beratung via KI-Chatbot freuen, ist dabei mindestens fraglich. Aktuellen Umfragen zufolge stehen die meisten Verbraucher:innen der Künstlichen Intelligenz in puncto Zuverlässigkeit mindestens skeptisch gegenüber und bevorzugen die Hilfe durch echte Menschen.
Deutlich interessanter ist deshalb, was Shopify zum Thema KI bei einer der lästigsten Aufgaben im Onlinehandel in petto hat: der Produktpflege. Denn dabei unterstützt dich zukünftig eine clevere Automatisierung: Wenn du ein neues Produkt anlegst, schlägt die Künstliche Intelligenz zukünftig selbstständig Attribute und Tags vor.
Das erspart dir nicht nur eine große Menge an Arbeit sowie nerviges Copypasten; vor allem geht dir so kein Attribut mehr durch die Lappen, an das du selbst vielleicht gar nicht gedacht hättest. Die Suchmaschinen und deinen AOV freut das natürlich.
Lesetipp: Was ist der AOV? Alle zum Average Order Value
Shopify-Nerds erklären: Was sind Attribute?
Zum Thema folgende Information: Früher kannte Shopify nur Produkte und Varianten. Die Varianten eines Produktes bestimmten sich dabei durch Faktoren wie Farbe oder Größe. Durch die Einführung von Attributen hat sich das radikal verändert.
Indem du deinen Artikeln Attribute zuweist, bilden sich Varianten gewissermaßen von selbst aus. Und es gibt noch mehr Vorteile: Artikelfilter können etwa anhand der Attribute deutlich bessere Ergebnisse liefern; Produktkategorien müssen nicht mehr umständlich einzeln erstellt werden. Attribute wirken auf den ersten Blick also eher unscheinbar; im Händler:innenalltag sind sie allerdings ein ziemlich großes Ding.
#6 Es wird komplexer: Neues bei Shopify Flow
Geplant sind außerdem Änderungen an Shopifys Tool zur Workflow-Automatisierung, Shopify Flow. Das Tool soll mächtig aufgebohrt werden. Neben der bislang bekannten Drag-and-drop-Oberfläche mit ihren simplen Logiken werden bald wohl auch sehr komplexe Anweisungen möglich.
Shopify entwickelt sich hier von einer No Code-Plattform zu einer Low Code-Plattform. Soll heißen: Um einen Shop auf die Beine zu stellen, musst du zwar immer noch nicht programmieren können. Wenn du aber zumindest ein wenig Ahnung von IT hast, bist du bald in der Lage, deutlich mehr Vorgänge in deinem Store zu automatisieren. Vielleicht sollten wir Kurse dazu anbieten?
#7 Für die Kundenbindung: Shop-Guthaben
Eine weitere geplante Neuerung ist die Einführung von Shop-Guthaben, gerne auch Store Credit genannt. Im Prinzip also Geld in Form eines Gutscheins für deinen Laden; mit dem feinen Unterschied, dass du nicht erst umständlich eine Gift Card erstellen und verschicken musst, sondern der ganze Vorgang über ein Kundenkonto direkt in deinem Shop erfolgt.
Wozu das gut ist? Für eine Menge. Die naheliegendste Idee sind natürlich Retouren. Statt 45 EUR zu erstatten, bietest du 50 EUR Shop-Guthaben an. Machst du so Verlust? Vermutlich nicht, denn die Käuferin wird wahrscheinlich 45 EUR ihres Credits dazu verwenden, den defekten Artikel erneut bei dir zu ordern. Für die restlichen fünf Euro kauft sie dann ein weiteres Produkt – und das kostet wahrscheinlich mehr als fünf Euro.
Außerdem lassen sich mit Store Credit die unterschiedlichsten Marketingaktionen realisieren. Der Bilderwettbewerb auf Instagram, der Unboxing-Clip auf TikTok, das Quiz auf Facebook – wer gewinnt oder mit deinem Shop interagiert, hat die Chance auf ein Guthaben bei dir.
Lesetipp: Was kostet dich die Kundenakquise? So berechnest du die Customer Acquisition Cost (CAC)
#8 Aftersales und Informationsgewinn: Kundenkonten
Apropos Kundenkonten: Hier plant Shopify vermeintlich Großes, allerdings steht die ganze Geschichte noch ziemlich in den Sternen.
Angedacht ist, Kundenaccounts hinter den Kulissen shopübergreifend zu vernetzen und so einen riesigen Aftersales-Markt zu schaffen. Denn wer in Shop A seine neuen Sneaker kauft, hat bestimmt auch Interesse an den schicken Sportsocken aus Shop B, oder?
Wie positiv (oder allergisch) Händler:innen auf diese Idee reagieren, muss sich dann zeigen. Fraglich ist natürlich auch das Thema Datenschutz. Mein Einkauf bei ErotikSpass2000.com geht schließlich niemanden etwas an.
#9 Immer sicherer: Datenschutz
Aber wo wir bereits über Datenschutz reden: Hier hat sich Shopify in den vergangenen Wochen und Monaten ordentlich ins Zeug gelegt, um den immer strengeren Bestimmungen gerecht zu werden. Nicht nur innerhalb der EU – auch die USA entdecken das Thema gerade für sich.
So wurden etwa Datentracking und das Cookie-Management vereinheitlicht, um die Compliance mit den geltenden Gesetzen zu erleichtern. Auch existieren mittlerweile zertifizierte Cookie-Banner und eine system-integrierte Tracking-Pixel-Verwaltung, die mit der DSGVO-konform gehen. Du kannst inzwischen sogar auswählen, wo auf dem Globus die Server stehen, auf denen deine Kundendaten gespeichert werden – alle Informationen bleiben auf Wunsch also permanent in der EU.
Kurzum: Viele Datenschutzaspekte, für die Shopify früher arg kritisiert wurde, sind inzwischen einfach kein Thema mehr. Zwar wird es so zum Teil schwerer, marketingrelevante Informationen zu deiner Kundschaft zu sammeln; verglichen mit einer Abmahnung oder einem Cambridge-Analytica-Shitstorm ist das aber ein kleiner Preis.
Lesetipp: Zu den wichtigsten Kundendaten gehört der Customer Lifetime Value (CLV)
#10 Große Worte: Kollaboratives Headless Commerce durch Hydrogen Visual Editor (powered by Utopia)
Yeah, Buzzword-BS! Für unsere #10 verspricht Shopify, das Thema Headless Commerce anzugehen; also die strikte Trennung von Frontend und Backend eines Shops.
Denn bislang steht der Aufwand für dieses Softwarearchitektur-Modell in keinem Verhältnis zu seinem praktischen Nutzen. Wer keine IT-Abteilung sein Eigen nennt (ausgestattet mit Coder:innen, die wirklich Ahnung haben und nicht nur ein paar Onlinezertifikate besitzen), der lässt von Headless bei Shopify momentan besser die Finger.
Versprochen wird ein neuer „visueller Bearbeitungsmodus, der ein optimiertes, ressourceneffizientes Zusammenarbeiten im Team“ ermöglicht. Außerdem eine „intuitive Datenintegration von Metaobjekten und APIs“, die in Echtzeit abrufbar sind und das Thema auch für Nicht-Programmierer zugänglich machen sollen.
Umgesetzt ist davon leider noch nichts. Aber selbstverständlich behalten wir die Sache im Blick und informieren dich, sobald Shopify ein Update herausbringt.
Wir sehen uns zur Winter Edition 2025
So viel zu unseren Eindrücken der Shopify Summer Edition 2024. Nach den Knallern der letzten Jahre war diese Ausgabe eher low key. Viele Themen sind bereits länger bekannt und schon längst live. Aber selbst Shopify kann das Rad nicht jedes Mal neu erfinden – und wichtiger als ständig neue Killerupdates sind ohnehin konstanter Support und regelmäßige kleine Verbesserungen.
Damit kann die zweite Jahreshälfte kommen. Bunte Blätter, Halloween, der Black Friday und natürlich Weihnachten. Vielleicht auch die Winter Edition 2025.
Bis dahin helfen wir dir gerne, die vielen neuen Features auch in deinem Store zu implementieren. Kontaktiere uns einfach und sag, was aus der Liste du gerne hättest.
Solltest du dagegen noch gar nicht bei Shopify sein, aber nach diesem beeindruckenden Bericht mit einem Wechsel liebäugeln, machen wir auch das möglich. Melde dich für eine Migration bei uns. In jedem Fall freuen wir uns auf deine Nachricht.